Obwohl Roger Boltshauser für seine Arbeit als Architekt bekannt ist, war lange nicht klar, ob sein Weg in die Architektur oder die Kunst führen wird. Beeindruckt von Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Arnulf Rainer, aber auch Schweizer Vertretern des Neoexpressionismus, hat er bereits parallel zu seinem Architekturstudium ein freies künstlerisches Oeuvre begonnen und ausgestellt. Beiden Disziplinen ist er treu geblieben mit dem Ergebnis, dass die freien Kunstarbeiten ohne sein architektonisches Schaffen ebenso wenig zu erklären sind wie umgekehrt seine Architektur nicht ohne die künstlerischen Arbeiten.
Nachdem der Fokus seiner ersten Ausstellung in der Architektur Galerie Berlin auf realisierten Projekten lag, zeigt er nun Skizzen. Obwohl es sich dabei um ein gänzlich anderes Medium handelt, thematisieren sie die gleichen Transformationsprozesse. Denn letztlich geht es Roger Boltshauser auf allen Ebenen um ein immerwährendes Kreisen bei der Suche nach einer authentischen Antwort, die möglichst viele Aspekte einbindet. Auf diese Weise verbinden sich Kunst, Entwurf und Bau in stetigen Parallelprozessen zu einem gemeinsamen Werk.
Die Skizzen auf gebrauchten Briefcouverts bilden ein Archiv aus Wahrnehmungen, Ideen und Projekten und verbinden sich, in einem strikten Raster die Galeriewände raumhoch füllend, zu einer Bibliothek. Eine Leiter an einer den Raum fassenden Schiene ermöglicht das genaue Studium auch der oben hängenden Zeichnungen und mobile Regale präsentieren die neue Monografie. Ergänzend dazu überführt ein filmisches Manifest zur Nachhaltigkeit in der Architektur die Zeichnungen in die Realität des Bauens und vor der Galerie können Besucher*innen erdige Masse zu einer archaischen Stampflehmwand verdichten.
Zur Ausstellung erscheint die Monographie „Roger Boltshauser“ (Triest Verlag, Zürich, Hrsg. Martin Tschanz).