Publikationen
Grafikmagazin
Ausgabe 06.23, ISSN 2703-1071Design mit Tiefenwirkung
Die Vorarlbergerin
Juli 2023Design muss berühren
AXIS World’s Design Magazin Tokio
Ausgabe April 2024 vol. 228Creators Navi
KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Dezember 2014, S 60-61Grafisch-künstlerisch und emotional
Die Vorarlbergerin
Juni 2022, S 44In Short – Atelier Andrea Gassner
Grafikmagazin
03.22, S 72 – 73Fließende Übergänge – Ausstellungskatalog Karl-Heinz Ströhle
Fließende Übergänge
Transparentpapiere sind etwas Tolles, aber bei regulären Buch- oder Katalogproduktionen kommen sie nur selten zum Einsatz. Sie dienen als dekorative Trenner, aber mit ihrem vollen Potenzial und ihrer großen Stärke, der geringen Opazität, trauen sich nur wenige zu spielen. Umso positiver fiel uns der Ausstellungskatalog über Karl-Heinz Ströhle ins Auge, den das Vorarlberger Atelier Andrea Gassner mit viel Gespür für Form, Inhalt und Papierwahl umsetzte.
Anlässlich einer Ausstellung zu den Werken von Karl-Heinz Ströhle in Bregenz gestaltete das Atelier Andrea Gassner ein, wie es die Kreativen nennen, »Kunst-am-Bau-Magazin«. Speziell Ströhles Arbeiten im öffentlichen Raum spielen mit fließenden Übergängen und Durchlässigkeit, was sich auch in der Gestaltung zeigen sollt und so kamen Andrea Gassner und ihr Team schließlich auf die Idee, Transparentpapiere einzusetzen. Eine folgenreiche Entscheidung, denn sie bestimmte fortan die gesamte Abfolge der Text-Bild-Kompositionen und die Dramaturgie der Gestaltung.
Weißraum, klare Linien, Reduktion, Materialität, Transluzenz und Bewegung kennzeichnen die Arbeit Ströhles und finden sich auch im Katalog-Design wieder, so Andrea Gassner. »Die Textseiten werden konsequent von den Bildseiten getrennt und durch ein durchscheinendes Papier miteinander verwoben. In der gegenseitigen Überschreibung von großzügigen Bildseiten und der Typografie der Textseiten entsteht eine ganz neue Dynamik und Räumlichkeit. Die groß gesetzten Projekttitel vermischen sich nach dem Umblättern auf die Bildseiten wie ein lasierender Unterdruck.« Christopher Walser ergänzt: »Die beinahe seidig anmutende Transparenz des Papiers erlaubt den Blick in das bereits Gesehene genauso wie auf das Nachfolgende. Dadurch werden die Inhalte und die einzelnen Gestaltungselemente miteinander verwoben.« Was sich als Konzept schlüssig und im Endergebnis als beeindruckend erweist, war in der Umsetzung alles andere als leicht. Das Team ist es gewohnt, bei der Arbeit an Büchern Seiten im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zu gestalten, doch hier mussten gleich mehrere Doppelseiten hintereinander bedacht werden. Mit nur 57 g/qm stellte das Papier (Transpèhre von Fischer Papier) auch eine Herausforderung für die Buchbinder dar und die Kreativen mussten nicht nur viel Detailarbeit leisten, durch die ungewöhnliche Papierwahl veränderte sich auch ihr gesamter Arbeitsprozess. Interessanterweise war Ruhe bei diesem Projekt der Schlüssel zum Glück, denn nur so, durch genaues Hinsehen und Nachdenken, fiel auf, wenn sich Elemente überschrieben. Auch musste immer wieder überlegt und bemustert werden. »Das Ergebnis«, sagt das Team, »war eine ganz neue Dynamik für eine manifeste Drucksache; das Blättern der Seiten wird dadurch zu einem kinematografischen Erlebnis.« Bei den ED Awards 2022 in Tallinn wurde das Projekt bereits mit Silber belohnt.
Christine Moosmann
Die schönsten Bücher 2022
02. November 2022 bis 08. September 2023Wanderausstellung in Deutschland, Österreich und der Schweiz
VN Tageszeitung, Heimat Feldkirch
Ausgabe 131. Juni 2021, B1FIRST – Bauen und Leben mit Holz
01/19Vom Baum zum Haus
Modulor
01 2019, S 94Fachzeitschrift zuschnitt
73, S 27, ISBN 978-3-902926-31-9Woodpassage – eine begehbare Installation
holzbau austria
01 2019, S 8/9Fachmagazin für Holzbau und nachhaltige Architektur
Design Austria Mitteilungen
4, 2018, S 1, 14 – 18Gestalteter Generationenwechsel vom Vater zur Tochter – Ein Interview mit Andrea und Reinhard Gassner
Kontur
Sommer 2018, S 44/45Identität gefunden
der Standard Tageszeitung
Samstag, 1. April 2017, Album A6Mit dem vorliegenden Buch zeigt das Atelier Gassner, wie man in einer Umgebung, die mit Botschaften so überflutet ist wie nie zuvor, sinn- und wirkungsvoll kommunizieren kann Visual Essays / Visuelle Geschichten nennt sich das Buch, und bereits die Gestaltung des Covers erzählt eine Story: wie man mit einem Lochraster über einer Seite voller weißer Punkte auf schwarzem Grund spielerisch Op-Art-Muster schaffen kann.
Drinnen gehen die Geschichten weiter. Sie handeln von Katalogen, Leitsystemen, Ausstellungsgestaltungen, Info-Containern auf Reisen durch Europa, kurz: von verschiedenen Arten zu kommunizieren. Auch von Büchern – das vorliegende ist als Medium zugleich die Message. Mit ihm zeigt das Atelier Gassner, wie man in einer Umgebung, die mit Botschaften so überflutet ist wie nie zuvor, sinn- und wirkungsvoll kommunizieren kann. Das Buch ist also zunächst eine Leistungsschau des Ateliers (d. s. zwei Generationen der Familie Gassner plus Mitarbeiter).
Darüber hinaus vermittelt es wie ein gutes Lehrbuch, worauf es bei grafischer Gestaltung ankommt bzw. wie Design uns bei der Orientierung in der wirklichen und in der Zeichenwelt hilft. Das im vorarlbergischen Schlins angesiedelte Atelier steht in der Tradition einer nüchternen, klaren visuellen Sprache, wie sie in und nahe der Schweiz gepflegt wird.
Da kommt dann zum Beispiel der Zuschnitt zustande, ein Periodikum für die Holzwirtschaft und seit 17 Jahren wahrscheinlich die eleganteste Fachzeitschrift des Landes. Oder die Fassadengestaltung für einen Firmensitz, bei dem die oben genannten Lochraster im Großen verwendet wurden. Oder Leitsysteme in der Landschaft, die "als Begleiter auf einem Kulturpfad dienen". Architekten und Kulturwissenschafter, mit denen die Gassners gerne zusammenarbeiten, haben Essays beigesteuert: weitere gute Geschichten, ganz ohne Bilder.
Michael Freund, Album, 31.3.2017
Vorarlberg Heute
10. MärzVorarlberg Heute, 10.3.2017
KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Februar 2017, S 50-51Slanted – Typo Weblog und Magazin
Visual Essays / Visuelle Geschichten
Heutzutage ein Buch über die eigene Arbeit zu veröffentlichen, das interessant gestaltet und zugleich inhaltlich wertvoll ist, scheint nicht mehr besonders einfach in Anbetracht der allgegenwärtigen massiven Nutzung digitaler Medien. Informationen können nicht schnell genug übermittelt und erfasst werden, und hat man das erste Bild gesehen, wird direkt entschieden, ob der Beitrag weitergelesen oder direkt mit einer digitalen Wischbewegung ins Nirvana geschoben wird. Das Atelier Gassner hat sich für eine 288-seitige Dokumentation in Buchform entschieden, die nicht allein die spannenden Arbeitsergebnisse der letzten 20 Jahre, sondern viel mehr auf eindrückliche Weise die Wege und Prozesse aufzeigt, die dahin führten.
Das Buch beschreibt die überregional beachtete Arbeit des österreichischen Ateliers, dessen gestalterische Ansätze und die konsequente Orientierung am Inhalt und an den Kommunikationszielen. Die 15 vorgestellten Projekte umfassen räumliche und grafische Gestaltung im Fokus angewandter Kommunikation – Buchgestaltung und Szenografie, Signaletik und Fassadengrafik.
Reinhard Gassner führt sein Atelier für visuelle Kommunikation seit 40 Jahren. Tochter Andrea Gassner trat nach ihrer Ausbildung in den 1990er-Jahren der Crew bei und ist heute kreativer Mittelpunkt und Teilhaberin des Ateliers. Der digitalen Datenflut setzt das Atelier Gassner mit seiner Gestaltungsarbeit Selektion, Vertiefung und Güte entgegen. In seinem Essay schreibt der Architekt Alberto Alessi »Die Arbeit des Atelier Gassner ist eine Demonstration dieser tieferen räumlichen Vorstellung. Ziel ist die Vermittlung eines Wertes und nicht die Vermittlung formaler Resultate«.
Das Buch selbst ist ein Beleg des kreativen Schaffens. Das Cover ist eine Remineszenz an eine konkrete Fassadengrafik zum Thema Haut und Oberfläche und überrascht die Wahrnehmung mit dem, was erst in der Wechselbeziehung zweier Oberflächen sichtbar wird. Die Herausforderung das Medium Buch im Buch zu zeigen gelingt, indem die Abbildungen einerseits beinahe faksimiliert auf die Seiten platziert werden, für den Betrachter somit eine weitere Interferenz zwischen Wirklichkeit und Darstellung entsteht. Andererseits wird der »filmische« Ablauf der Umbrüche und die Dramaturgie der Buchgestaltung auf einen Blick in Miniaturdarstellungen gezeigt. In den Beschreibungen finden sich Informationen zu den verschiedenen gestalterischen Ansätzen des Teams, zu interessanten Quellen und Herangehensweisen an den Kreativprozess. Textbeiträge haben Alberto Alessi, Walter Bohatsch, Köbi Gantenbein, Otto Kapfinger und Roland Jörg verfasst.
Isabella Krüger, 30. Mai 2017
Austrian Posters
Beiträge zur Geschichte der visuellen Kommunikation
Immer wieder kamen aus dem Atelier Gassner Bücher, die dann auch als „Schönste Bücher Österreichs“ ausgezeichnet wurden. Nun aber gestaltete man dort, im fernen Schlins im äußersten Westen Österreichs, ein Buch in eigener Sache, mit dem zweisprachigen Titel – das ganze Buch ist zweisprachig deutsch und englisch getextet – „Visual Essays / Visuelle Geschichten“. Und schon in der dem Buch voranstehenden Anmerkung hält Reinhard Gassner fest, worum es ihm in seiner Arbeit – und somit auch in dem Buch – geht: den „scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten“ der digitalen Medien „in der Kommunikation vermehrt Selektion, Orientierung und Qualität entgegenzusetzen“. Aus Daten Information werden zu lassen, dazu können Gestalter beitragen „und sich einmischen in den Austausch zwischen Absender und Empfänger“. In dem Buch werden nun visuelle Geschichten über einige Beispiele der Arbeit des Ateliers erzählt. Da gibt es Titel, die schon herausfordern, zum Beispiel „Tiefe Oberfläche“ mit Untertiteln wie „buchstäblich bildhaft, eindeutig vielschichtig oder erosiv manifest“. Die Autoren sind Journalisten, Designer, Architekturkritiker und Kulturpolitiker und führen in einer äußerst konzentrierten Sprache durch all die Aktivitäten des Ateliers. Bei diesen Arbeiten kommt das Wort Gestaltung immer wieder vor: gestaltet werden Bücher und Ausstellungen, Fassaden und Installationen, Fachzeitschriften, aber auch Beilagen für Massenmedien. Natürlich werden diese Texte ausführlich und überschwänglich mit Bildern begleitet, das sind zumeist Fotografien, Pläne und Zeichnungen geben Einblick in die Entstehungsgeschichten. Und wenn es bei der Vielseitigkeit des Gestalteten etwas gibt, worauf das Schwergewicht gelegt wird, dann ist es das Holz, eine Doppelseite in der Mitte des Buches ist mit Wörtern gefüllt, die mit Holz zu tun haben, natürlich auch das Wort Holzer (Anm.d.Verf.).
Eine gestalterische – um das Wort noch einmal zu verwenden – Sensation ist das Buch insofern, als man die Fassadengestaltung eines 11 m hohen, 85 m langen und 60 m breiten Gebäudes – eine „Drucksache“ von über 1000 Quadratmetern – auf den Bucheinband übertrug, beides entstand „…ausgehend von grafischen Spielereien…“.
Konrad Holzer, 17. Juni 2017
Design Austria Mitteilungen
4, 2015, S 38Fachzeitschrift Zuschnitt
56.2014Textbeitrag: Klangbilder – Eine Höranleitung
Klangbilder – Eine Höranleitung Das Bild hält den Augenblick fest. Klang aber braucht Zeit, das Hören dringt tiefer. „Dass wir eine Folge von Tönen als Melodie hören können, ist nur deshalb möglich, weil wir im Wahrnehmen dieser Melodie Zeit überwinden“, sagte der Klangforscher und Jazzmusiker Joachim-Ernst Berendt. Als wir die Aufgabe bekamen, den Klang von Holz sichtbar zu machen, haben wir uns zuerst auf Bildersuche gemacht. Wir suchten Bilder, die uns an bestimmte Klänge denken lassen und vice versa. Mit einem portablen Wave-Recorder machten wir in einem Aufnahmewinkel von 90 Grad Aufnahmen, bei denen wir Holz hören können: von Mikadostäben, die auf eine Tischplatte fallen, von einer knarrenden Holztreppe und vielen anderen Szenen. Wir übertrugen die jeweilige Monospur über Grafikprogramme in Soundgrafiken. Diese Grafik visualisiert auf der horizontalen Zeitachse Abstand und Ausschlag von bestimmten Schallwellen. Schall beruht auf Luftdruckschwankungen, die mechanisch ausgelöst werden und die sich wie Schockwellen als Vibrationen durch die Luft übertragen. Die Klang-abbildungen auf den folgenden Seiten stellen Oszillogramme dar, heute oft als „Waveform Display“ bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine grafische Repräsentation des Schalls. Aus der Darstellung lässt sich etwas über die Reinheit eines Klangs und über die Wiederholung von gewissen Klangelementen erfahren. Je mehr die Kurve einem Sinus gleicht, desto reiner ist der Klang. Weiters erkennt man anhand der Amplituden Lautstärkenänderungen, das An- bzw. Abklingen, die Dichte oder die Begrenztheit eines Klangs. Holz hören – die Klangbilder gibt es auch zum Anhören: www.proholz.at⁄ zuschnitt⁄ ausgabe⁄ 56⁄
KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Dezember 2014, S 60-61KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
November 2014, S 60-62
VN Tageszeitung, Kultur
Ausgabe 25/26. Oktober 2014, D7Video Interview »Getting Things Done: Evolution of the Built Environment in Vorarlberg«
Ausgabe 21. November 2013Die Presse am Sonntag
Sonderausgabe März 2013, S 16Eberl Print Magazin
Ausgabe 02, 2013, S 32-33VN Tageszeitung, Kultur
Ausgabe 20. Februar 2013, D8RAUM – Österr. Zeitschrift für Raumplanung und Regionalpolitik
85, März 2012, S 19-21Die Presse am Sonntag
Tageszeitung, 30. Dezember 2012Interview Leitsysteme im öffentlichen Raum – Tannberg Informationssystem
Was ist die Besonderheit an Orientierungsdesign im öffentlichen Raum im Gegensatz zu Gebäuden?
Erstens sind die Entfernungen meist größer, außerdem muss anders als im geschlossenen Raum auf Wetterverhältnisse Rücksicht genommen werden. Bei einem Wanderweg wie am Tannberg, der auf 2.000 Meter liegt, muss ich auch Höhenlage, Jahreszeiten und Lichtverhältnisse beachten. Im Innenraum ist oft ein künstliches Licht, im öffentlichen Raum hat man mit Tag und Nacht umzugehen. Die Unterscheidung liegt aber nicht so sehr im Außen- oder Innenraum, viel eher an den jeweiligen Kommunikationsanliegen. In einem Flughafen oder Krankenhaus oder auf der Straße geht es um pragmatische Wegweisung und Orientierung (jemand will möglichst schnell von A nach B gelangen). Ein Wanderwege-Leitsystem muss dem Wanderer den rechten Weg weisen. Tannberg ist aber nicht vordergründig ein Wanderwege-Leitsystem sondern ein Führer auf einem Kulturpfad in einer sehr geschichtsträchtigen Region. Die meisten Wege befinden sich über der Waldgrenze, sind gut sichtbar. Es ging also hier nicht vordergründig um die Wegleitung als vielmehr um die Vermittlung von Informationen. Bei der Region Tannberg war es die Aufgabe, dem Betrachter das Nicht-Gesehene und Interessante sichtbar und erlebbar zu machen.
Welche Auswirkungen haben die äußeren Umstände auf das Design?
In der Region Tannberg haben wir die äußeren Umstände zum Thema unserer Gestaltungslösung gemacht. In einer fast unberührten Natur ärgert man sich über alles Künstliche und Fremde. Anstelle Plastikschilder mit aufgeklebten oder aufgedruckten Schriften haben wir als Basis der Beschriftungen unbehandeltes Lärchenholz gewählt. Holz ist Teil der traditionellen Baukultur in dieser Region und hat sich als witterungsbeständiges Material an solchen Lagen bewährt. Die CNC-gefrästen Schriftzeilen haben keine Probleme mit Haltbarkeit und Lichtechtheit. Im Gegenteil, im Zuge der Alterung ergraut das Material, die konisch vertieften Buchstaben bleiben durch das Licht- und Schattenspiel immer gut sichtbar und die Beschriftungselemente werden so Teil der Kulturlandschaft. Den Spuren der Walser zu folgen bedeutet hier lange Wege zu gehen. Wanderer sind froh über eine gemütliche Bank an einem schönen Ort. Dies und der „äußere“ Umstand, dass die entsprechenden Geschichten an schönen Orten lokalisiert wurden, hat uns auf die Idee gebracht für die Wanderer gemütliche Bänke als Beschriftungselemente einzurichten.
Wie oft sehen Sie Leitsysteme im öffentlichen Raum überhaupt verwirklicht?
Gebäudekennzeichnungen oder Straßenleitsysteme sind Teil unseres Alltags und bestimmen das öffentliche Bild. Informationsleitsysteme im öffentlichen Raum sind eher selten. Es muss ja nicht alles beschrieben sein, aber ein gutes Leitsystem für den öffentlichen Nahverkehr kann beispielsweise nicht nur die Akzeptanz eines Angebotes positiv beeinflussen sondern auch ein prägnantes architektonisches und städtebauliches Muster sein. In Vorarlberg ist dies mit dem Stadt- und Landbussystem gelungen. Verantwortlich für das Design waren Architekt Wolfgang Ritsch und der Gestalter Reinold Luger. Da es hier immer um eine Überschneidung von räumlichen, szenografischen und kommunikativen Disziplinen geht, arbeiten wir in solchen Aufgabenbereichen eng mit Architekten zusammen.
Was ist der Nachteil an Schildern bzw. Verkehrszeichen, die durch Städte oder Gebiete führen? Für Orientierungshilfen welcher Art eignet sich Signaletik besonders gut?
Signaletik bedeutet kennzeichnen und die Kennzeichnung von Orten und/oder Zielorten dient der Orientierung. Das gilt für Straßen, Wege und Orte im öffentlichen Raum genauso wie innerhalb von speziellen Räumen. Signaletik ist dort gut, wo nutzerbezogene Führung und Orientierung gebraucht wird. Signaletik ist dort schlecht, wo sie sich zu wichtig macht oder wo sie nicht funktioniert – durch schlechte Sichtbarkeit oder schlechte (Ab)Lesbarkeit.
Besteht nicht ein Unterschied darin, dass Orientierungssysteme erfassbar sein sollten während Verkehrszeichen erlernt werden müssen?
Verkehrszeichen dienen der Benutzerführung, sind Teile signaletischer Systeme. Die Funktionstüchtigkeit eines Verkehrsleitsystems ist für die Benutzer einer Straße lebenswichtig. Verkehrsleitsysteme brauchen eine klare Systematik und klare Zeichen. Ich sage „Zeichen“ und nicht „Symbole“, da sie unmissverständlich sein müssen. Und, wir müssen immer zuerst die Regel eines Systems erlernen, damit es dann für uns lesbar und zur Orientierung werden kann. Noch so gut gestaltete Schilder nützen uns nichts, wenn wir deren Zeichensprache nicht verstehen; egal ob es sich dabei um ein uns fremdes Schriftsystem oder um mehrdeutige Piktogramme handelt. Verkehrszeichen sind ein „erzwungenes Design“ – wir dürfen nur unter der Voraussetzung am öffentlichen Verkehr aktiv teilnehmen, wenn wir dessen Zeichen kennen.
AD Tannberg – Wie führt man durch eine Wanderregion?
Leitsysteme, bei denen es um Information und Kommunikation geht, sind offene Angebote. Wenn nun jemand einfach wandern will und die Informationen in der Region Tannberg links liegen lässt, geschieht damit niemandem einen Schaden. Unsere Aufgabe war es, interessierten Menschen die Bedeutung und Besonderheiten dieser Region zu kommunizieren. Dabei ist Erfassbarkeit aber auch das neugierig machen durch beispielsweise interessante Formulierungen und Effekte der Beschriftung genauso essenziell wie die medienübergreifende Vertiefung der angerissenen Themen in Drucksachen und digitaler Kommunikation.
Was waren die Anforderungen des Auftraggebers bei der Wanderregion „Tannberg“?
Der Tannberg bildet die Achse zwischen Bregenzerwald, Arlberg und Lechtal. Dort tagte einst jenes Walsergericht, das der Region den Namen gab und die drei Orte Lech, Warth und Schröcken seit der Einwanderung von Wallisern über Jahrhunderte hinweg einte. Die drei Walsergemeinden Lech, Warth und Schröcken sind durch Schnee und Lawinengefahr im Winter voneinander getrennt. Die Besonderheit der gemeinsamen 500-jährigen Geschichte der Region soll an speziell ausgewählten Wanderrouten und Wegpunkten im Sommer vermittelt und gewürdigt werden. Es ist also eine Maßnahme die genauso nach innen gerichtet ist wie nach außen in Richtung Tourismus und Gäste. Übergeordnetes Ziel war und ist die Stärkung der Identität der gesamten „Erlebnis Region Tannberg“.
Wie gut ausgeschildert war die Wanderregion Tannberg am Beginn ihrer Arbeit mit dem Orientierungssystem?
Es gab einige Wanderwegschilder. Dort konnte ich ablesen wo ich bin und wohin der Weg führt.
Sind Elemente wie die interaktive Wanderkarte heutzutage ein „Muss“, funktioniert das Orientierungssystem auch losgelöst davon? (Stichwort: Abschalten ...)
Es gibt eine Faltkartografie mit den wichtigsten Informationen im Visitenkartenformat; es gibt die Geschichten hervorragend erzählt vom Innsbrucker Autor und Texter Olaf Sailer im Taschenbuchformat; es gibt eine interaktive Wanderkarte unter www.tannberg.info – Anforderung für diese Website ist die Bewerbung der „Erlebnis Region Tannberg“ und die Vertiefung der im Leitsystem vor Ort thematisierten Geschichten und Botschaften. Aber auch die Bereitstellung aktueller Informationen zum Beispiel zum Wetter oder unterschiedlichen Themen. In einer dynamisch programmierten Kartografie finden sich in Bild und Text Hintergründe und Detailinformationen zu den über vierzig, auf Wanderrouten verorteten, Infopunkten. Die Informationen sind in die Angebotsbereiche Kultur / Sport / Natur gegliedert. Verbunden mit allgemeinen Infos fungiert die Website als „Appetitanreger“ für interessierte Gäste von weiter weg und interaktives Service-Tool für Nutzerinnen und Nutzer. Eine interaktive Wanderkarte ist natürlich kein „Muss“, aber eine sinnvolle Ergänzung zum Informationsangebot. Die Seite ist nicht auf Mobiltelefone optimiert, kann aber doch mit etwas Geduld auch dort genutzt werden. Zusätzliche digitale Informationssysteme wollten wir hier bewusst nicht einsetzen.
Was verwirrt Menschen in Wald und Gelände, was hilft ihnen „auf den richtigen Weg?“
In diesem Fall war weniger das Kontrastierende, sondern die Angemessenheit die ästhetische Herausforderung. Bei der ersten Begehung der Region wurden wir durch die bestechend schöne Landschaft fast eingeschüchtert. Wir suchten Bezugspunkte, in der Tradition genauso wie in dem, was heute sichtbar ist. Da gab es das Baumaterial Holz, Lattenzäune, die meisten alten Bauten in Blockbauweisen, mit massiven Balken und schönen Holzverkleidungen. Die Proportion und der Maßrhythmus von Bauwerken wurden bestimmt von Funktion und Machbarkeit. Wir wollten dieser formal gewachsenen Schönheit gerecht werden, ohne sie „nachzuäffen“ und entwickelten die Idee mit den Holzbänken. Für die professionelle Umsetzung suchten wir die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Holzbauarchitekten. Prof. Hermann Kaufmann gab uns wertvolle Tips und sein Mitarbeiter, Arch. Christoph Dünser, gestaltete in der Folge die funktionelle Möblierungen: Bänke mit massiven Lärchenholz-Balken, Stelen mit Lochbohrungen die die Blicke in bestimmte Richtungen und an bestimmte Orte lenken, Zäune und Holzlatten mit interessanten Kurzinformationen. Wir bedienten uns der Tradition von in Latten und Balken eingeschnitzten Schriften, allerdings mit moderner Typografie und Frästechnik. Unsere formale Strategie war es, ein Leitsystem zu gestalten, das sich in die Umgebung und die Geschichte des Ortes einbettet und dennoch die visuelle Sprache von heute und morgen spricht.
Welche Herausforderungen ergaben sich im Bezug auf die Ästhetik?
Es gibt ein vorarlbergweites Wanderwege-Leitsystem, das wir in Zusammenarbeit mit der Raumplanungsstelle des Landes 1993 gestaltet haben. Wir entwickelten ein schlichtes Schildersystem in naturfarbenem Aluminium, da in Tests diese Materialität und Farbe, vor allem bei schlechter Witterung, am weitesten sichtbar war. Im Gegensatz zu Tannberg geht es hier nicht um Kommunikation, sondern um klare Information, die für manche Wanderer in ausgesetzten Situationen lebensrettend sein können. Überfrachtung an Informationen sind auch hier tabu und verwirrend. Hilfreich sind Informationen zum Ort (Name, Höhenlage) und eine klare Zielformulierung mit realistischen Zeitangaben. Die Auswahl der richtigen von beiden Gehrichtungen gut sichtbaren Standorte ist eine ganz eigene Anforderungen. Inzwischen sind in Vorarlberg an die hundert Wegwarte tätig und weit mehr als 60.000 Schilder aufgestellt.
Wie lange ist die Haltbarkeit der in Holzlatten eingefrästen Schriften?
Um die Alterung zu testen haben wir Fräsungen von Schriften in unterschiedlicher Diktion, Größe und Tiefe ein Jahr lang dem Wind und Wetter ausgesetzt und erst dann die Typografie und Fräsart spezifiziert. Die Holzmöbel sind funktionell gestaltet und fachgerecht ausgeführt. Es gibt beispielsweise keine, dem Regen direkt ausgesetzte Verschraubung oder wasserempfindliche Bohrung. Wenn man nun die oft jahrhundertealten Schriftschnitzereien an den Holzbauten der Walser betrachtet, dürfte die Haltbarkeit dieses Beschriftungssystems übliche Schilder bei Weitem übertreffen.
Warum wurden schlussendlich Bänke und Guckhilfen als Informationsträger gewählt?
Die Bänke sollen den Betrachter einladen, zu verweilen und die Kernbotschaften in Ruhe aufzunehmen. Die Ruhebank ist auf gebirgigen Routen nicht fremd und wird von Wanderer immer gerne wahrgenommen. Die Stelen bringen eher eine spielerischen und, im wahrsten Sinne des Wortes, augenzwinkernde Komponente ein. Sie erinnern an die touristischen Ferngucker, die wir von aussichtsreichen Plätzen schon kennen. Bei der Benutzung wird man dann aber wirklich überrrascht von dem „Durchblick“ auf eine besondere Bergspitze oder einen interessanten Ort.
„Ziel war und ist die Stärkung der Identität der gesamten Region durch ein gemeinsames Erscheinungsbild“ – Ist die Stärkung der Identität immer ein Teilziel bei Projekten, die sich mit Städten, Orten, Regionen beschäftigen und wie beurteilen Sie die Situation diesbezüglich in Österreich?
Ja, wenn es gut gemacht ist und die Inhalte stimmen, ist die Stärkung der Identität immer ein Effekt von guten Leitsystemen innerhalb einer Region. Ich habe schon das Vorarlberger Busleitsystem erwähnt. Es wurde von zwanzig Jahren entwickelt, funktioniert bis heute ausgezeichnet und ist inzwischen für das ganze Land ein markanter und identitätsstiftender Image-Baustein im öffentlichen Raum. Manche Bussysteme österreichischer Städte oder Länder sind zugepflastert mit Fremdwerbung, haben ein verstaubtes Infosystem und wundern sich über schwindende Fahrgastzahlen oder schlechte Images. Für die Region Tannberg mussten wir zuerst als Basis für das Leitsystem ein zeitgemäßen Erscheinungsbild gestalten. Das Informationssystem ist ein Manifest dieses gemeinsamen Auftritts, ein deutlich sichtbares Zeichen der Geschichte und Zusammengehörigkeit der Gemeinden. Es wird deren Identität und Image nachhaltig positiv beeinflussen.
hesign – who’s who
Statement Graphic Design in Austria
EN – statement about the state of graphic design in austria
Austria is a small country in Europe. Its economic and cultural structures and the channels to be employed are consequently dimensioned accordingly, and its delicately woven landscape of independent graphic design studios has to be seen in this light as well. Throughout the country, heterogeneous groups of individualists exist side by side with national and international advertising and PR agencies. These small groups successfully resisted appropriation through the latter during the 1970s and 1980s, and we can now observe an intensified and mutual commitment to networking and a reassuring understanding that company size alone is no guarantee for quality. Above all, a broad social awareness has meanwhile arisen of the difference between advertising on the one hand and visual communication and information design on the other. This facilitates both the definition and description of projects and the allocation and selection of competencies.
An independent and dynamic design scene has developed over the past decades that can be attributed not only to the initiatives of individuals, but also to the communicative efforts of a number of institutions. The Austrian Society of Typography (typografische gesellschaft austria tga) and Weißraum Innsbruck have emerged as platforms active in the fields of typeface design and typography. Certain design competitions, such as the Joseph Binder Award, which is organized by designaustria, and the National Design Prize for the most beautiful books made in Austria (Die schönsten Bücher Österreichs), are events that easily stand international comparison. The Museum of Applied Arts / Contemporary Art (MAK) has become a prominent venue for design conferences and exhibitions devoted to poster design and other disciplines of visual communication. departure, Vienna's agency for the creative industries, offers a pool of grants to the younger generation of designers, thereby making a contribution to a lively Austrian design scene that should not be underestimated.
Nowadays, when it comes to expertise in the domain of visual communication, one increasingly encounters surprising testimonies of good design. Apart from established educational institutions, the transmission of design skills and knowledge is more and more often promoted by smaller organizations and even through programs launched by individuals. The educational level is not yet as high as it is in other fields, such as music and architecture. In this country, such disciplines as design theory, design research, and design management are just about to gain ground and have not yet been sufficiently acknowledged by the broad public. On the other hand, we the designers must learn to recognize the value added by good visual design in order to be able to raise awareness for the worth of our work among clients. By realizing that the focus proper of our work is on communication, we will be able to expand our market and raise our market value.
Walter Bohatsch, Reinhard Gassner
DE
Österreich ist ein kleines Land in Europa. Dementsprechend verhält sich die Dimensionierung seiner wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen und der zu bespielenden Kanäle. In diesem Licht müssen wir die fein strukturierte Studiolandschaft selbstständig arbeitender GestalterInnen in diesem Land sehen. Eine heterogene Gruppierung von Individualisten steht nationalen und internationalen Werbe- und PR-Agenturen gegenüber. Haben diese kleinen Gruppierungen sich in den 70er- und 80er-Jahren erfolgreich einer Vereinnahmung durch diese Agenturen widersetzt, so lassen sich heute mehr Zeichen der Vernetzung untereinander sowie Hinweise darauf beobachten, dass Größe nicht ausschließlich mit Garantie für Qualität gleichbedeutend ist. Vor allem der Unterschied zwischen Werbung und Kommunikations- sowie Informationsgestaltung hat sich mittlerweile auf einer breiteren gesellschaftlichen Basis herauskristallisiert. Das erleichtert einerseits die Einordnung und Beschreibung von Projekten und andererseits die Zuordnung und Selektion von Kompetenzen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich eine unabhängige und lebendige Designszene entwickelt, die sowohl auf die Initiative einzelner Personen als auch auf die kommunikative Öffnung einzelner Institutionen zurückzuführen ist. So entstand beispielsweise um die typografische gesellschaft austria – tga oder Weißraum Innsbruck eine rege Plattform im Bereich der Schriftgestaltung und Typografie. Die Auslobung einzelner Designwettbewerbe wie z. B. des Joseph Binder Award durch designaustria oder die Auszeichnung der schönsten Bücher Österreichs sind Events, die dem internationalen Vergleich standhalten. Auch das Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst Wien wurde als Veranstalter für Designsymposien bzw. als Organisator für Ausstellungen im Bereich der Plakatgestaltung und anderer Themen der visuellen Gestaltung aktiv. Mit departure wurde der jungen Designergeneration ein Förderpool zugänglich gemacht, welcher ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für eine rege Designlandschaft in Österreich darstellt.
Dort, wo Experten der visuellen Gestaltung gefragt sind, trifft man heute immer öfter auf erstaunliche Zeugnisse guter gestalterischen Arbeit. Neben etablierten Lehrinstituten sind es oft kleine Verbände, aber auch die Initiative Einzelner, die die Designvermittlung vorantreiben. Der Stand der Ausbildung hat zwar bei Weitem nicht das Niveau anderer Bereiche wie beispielsweise der Musik oder der Architektur erreicht. Designtheorie, Designforschung und Designmanagement sind hierzulande erst im Entstehen begriffen, und die Rezeption hat noch keine breite Öffentlichkeit. Wir selbst, die GestalterInnen, müssen lernen, die Wertschöpfung guter visueller Gestaltung zu erkennen, um diese unseren Auftraggebern bewusst machen zu können. Indem wir die Kommunikation als eigentlichen Fokus unserer Gestaltungsarbeit sehen lernen, können wir unseren Markt und Marktwert erweitern.
Walter Bohatsch, Reinhard Gassner
hesign – one by one
S 36, ISBN 978-3-9814557-0-0Design Austria Mitteilungen
3, 2011, S 28-29KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
April 2011, S 58-59der Standard Tageszeitung
27. Juni 2009, Album A7KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
April 2009, S 30-31der Standard Tageszeitung
14. März 2009, Album A7KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Juli 2008, S 76Design in Österreich
Band 2, S 438-467, ISBN 978-3-7025-0586-8Fachzeitschrift Zuschnitt
28.2007, S 21-22Baustoff der Gestaltung
Baustoff der Gestaltung Papier ist für mich als Grafik-Designer was der Baustoff für Architekten: Es hat die gleiche funktionelle und gestalterische Bedeutung. Diese beinhaltet auch Bildbedeutung: Farbe und Leuchtkraft, Glätte oder Rauheit, Dichte und Dicke, Wärme oder Kälte, aber auch den Klang beim Blättern. Papier klingt und riecht, es erzählt Geschichten, die wir mit allen Sinnen wahrnehmen, meist ohne uns dessen bewusst zu sein. In einem ausgereiften Erscheinungsbild-Programm ist das Papierkonzept ein ebenso wichtiger Baustein wie die Logotype, das Farbklima und das Typogramm. Es ist der (Bedruck)Stoff, in den sich ein Unternehmen kleidet. Und wer Stoffe zu schätzen weiß, kennt die Aussagekraft ihrer spezifischen Qualität. Es gibt ein großes Sortiment an Papieren und die Entscheidung für eines davon ist von gestalterischer Tragweite. Bewusst zu machen, was wir in den Händen halten, ist letztlich das Ziel dieses Zuschnitts, weshalb die Schrift an den Rand rückt und das Trägermaterial zum Bild wird.
Lange suchten wir ein geeignetes Papier für den Zuschnitt. Es sollte zu Holz und Architektur, Fertigung und Kultur passen und eine gute Basis für anspruchsvolle Reproduktionen von filigranen Plangrafiken ebenso wie von Fotografien sein. Das lichte Chamois, der sanfte Griff sprachen klar für PhöniXmotion. Endgültig überzeugt hat uns letztlich die Beschaffenheit der Oberfläche: Sie ist nur leicht gestrichen und die Fasern sind noch sicht- und spürbar. Kern- und Umschlagpapier sind von der gleichen Sorte, jedoch unterschiedlich in ihrer Grammatur. Beide fallen in der „Laufrichtung“ (Faserrichtung) sehr weich, lassen sich gut öffnen und blättern. Papiere sind entlang ihrer Laufrichtung besser faltbar – leicht zu veranschaulichen anhand eines Wellkartons, der entlang der Wellenstruktur oder quer zu ihr gefaltet wird. Wenn sich im Bund eines Buches der Kern leicht wellt, dann wurde das Papier gegen seine Laufrichtung gefalzt und gebunden. Die Qualität der Verarbeitung von Papieren ist also genauso wichtig wie die Wahl des Materials selbst.
Dieses Papier hat Körper, es besitzt „Volumen“; damit bezeichnet man die Dicke des Papiers im Verhältnis zu seinem Gewicht (Grammatur mal Volumen ist Dicke in Tausendstel Millimetern). Das Standardmaß kann über- oder unterschritten werden. Wird Papier geglättet, werden durch Pressen die Fasern in die Oberfläche „hineingedrückt“ und die Dicke wird reduziert. Beim vorliegendenden Papier sind die Fasern erwünscht und „plustern“ das Papier im Verhältnis zu seiner Grammatur um mehr als das Doppelte auf (80 g⁄ m2 mal 2,25 Vol.=0,18 mm). Man spürt seine Fasern, den stofflich warmen Griff, passend zum zarten Chamois-Farbton. „Werkdruck“ ist eine alte Bezeichnung für Buchdruckpapiere mit Volumenqualität. Werkdruckpapier wird auch heute gerne für belletristische Bücher eingesetzt. Es verleiht ihnen den gewünschten Körper ohne schwer zu sein. Der weiche Bedruckstoff bietet eine wohltuende Grundfläche für die Buchstaben, blendet nicht mit harten Kontrasten und stört die Leseruhe nicht durch lästiges Knistern. Die Seiten fallen weich und liegen gut in der Hand.
Glanz hat eine tiefe Bedeutung. In der Umkehrung wird es deutlich: matte Lippen, matte Augen, matte Feinstrumpfhosen, matte Autolacke ... – eine paradoxe Zuschreibung für Dinge, die wir unmittelbar mit Glanz in Verbindung bringen. Glanz strahlt und reflektiert wie die Oberfläche von Wasser oder Eis. Glanz ist attraktiv. In der Werbung begegnen wir oft seiner schwülstigen Nachahmung durch billige Strahleneffekte. Auch das Hochglanz-Magazin möchte sich vom billigen Zeitungspapier abheben, möchte glänzen. Glänzende Papiere sind zugleich besonders glatt und lassen die Druckfarbe weniger weit eindringen, sie sorgen für eine gleichmäßige Farbabnahme und geringeren Farbverbrauch. Schwarz bleibt Schwarz, Farbtiefe und Kontraste bleiben erhalten, während auf rauen Oberflächen die Farbe „einsinkt“, zerfließt, an Schärfe verliert. Das Pressen und Verdichten des Papiers ist ausschlaggebend für seine Glätte und Reflexionsfähigkeit. Solche Papiere werden für Magazin-Cover, hochwertige Verpackungen und – in schwereren Grammaturen – für Postkarten, oft nur einseitig glatt (gussgestrichen), verwendet. Die Rückseite dieser Papiere ist nur geringfügig pigmentiert, sonst aber ungeglättet und offenporig. Das ist nicht nur sicht-, sondern auch spürbar: Temperatur und Reibungseigenschaft der beiden Seiten sind deutlich verschieden.
Das dünnste Plakat, das ich je produzieren ließ, war ein Siebdruck auf farbigem Seidenpapier (30 g⁄ m2). Mich interessierte das Unmögliche, die Durchlässigkeit, das Knittern und der helle, feine Klang für die plakative Ankündigung einer literarischen Veranstaltung. Dünndruckpapier wird vor allem für seitenstarke Drucksachen oder Bücher eingesetzt, um Gewicht und Stärke zu minimieren. Daher nennt man es auch Bibeldruckpapier. Die Herausforderung bei solch hochwertigen, ungestrichenen Papieren ist eine möglichst große Opazität trotz geringer Stofflichkeit. Den Gestalter interessiert jedoch die Transluzenz. Sie kann etwas ankündigen, sich einmischen und die Aufdrucke beidseitig miteinander verknüpfen. Das Blättern selbst bringt Licht ins Papier und die Drucke aufeinander liegender Seiten überlagern sich mehrfach, ähnlich einem Palimpsest.
Als Gestalter habe ich das Recyclingpapier schon vor langem hinter mir gelassen, als die „Öko-Welle“ zu penetrant wurde. Das Papier ist wenig gebleicht, also grau – natürlich ein spezielles Grau, eher „warm“, und manchmal sind kleine Schmutzpartikel eingeschlossen. Auf die Spitze getrieben wurde der Trend damals von einem skandinavischen Anbieter, der auf der Papieroberfläche Partikel alter Zeitungen sichtbar machte. „Feinspitze“ der Gestaltung haben mit diesem fragwürdigen Effekt ganze Kampagnen bespielt. So wie ich. Das in diesem Heft verwendete Recycling-Papier ist relativ hell und verspricht eine akzeptable Druckqualität, der Griff ist etwas rau und gebremst, der Klang weich. Als Rohstoff dient mehrfach wiederverwertetes Altpapier. Ein fünfstufiges Waschprogramm mit Seifenlaugen sorgt aber für gute Papierqualität und Helligkeit.
Weiß ist nicht Weiß. Am besten erkennen wir das im direkten Vergleich verschiedener Papiersorten. Und die Farbe des Papiers, beispielsweise für die Geschäftsausstattung eines Unternehmens, ist ein entscheidender Faktor im Farbklima eines Corporate Designs. Manche wünschen sich ein sachliches, klares Weiß, andere wiederum bevorzugen „Naturweiß“, leicht getönt. Der Weißegrad des Papiers wird durch die Farbe des Zellstoffs maßgeblich beeinflusst. Ungebleichter Zellstoff ist braun wie Packpapier. Die heutigen Qualitätszellstoffe werden chlorfrei gebleicht, die endgültige Papierfarbe durch den Kreidestrich in der Produktion noch zusätzlich nuanciert. Wenn es noch weißer sein soll, verwendet man „optische Aufheller“. Dabei handelt es sich um fluoreszierende Stoffe, die der Papier- oder Streichmasse zugegeben werden. Dann wirken Papiere strahlend, blendend, fast schon bläulich weiß.
Lustenauer Gemeindeblatt
9. März 2007, S 6-7KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
März 2007, S 8 und 10Design Austria Mitteilungen
1, 2007, S 4-6Magazin Art and Design
Dezember 2007, 096, S 54-59, ISBN 1008-2832AGI – Graphic Design Since 1950
2007, S 512, ISBN 978-0-500-51342-2hesign – All men are Brothers
2006, Designer Edition, ISBN 3-9810544-0-7Fachzeitschrift Zuschnitt
16.2004, S 20-21Arbeiten mit Holz – Worte hören uns sehen
NEUE Tageszeitung
26. Juni 2003, S 41The 7th international Poster triennial in Toyama Katalog
der Standard Tageszeitung
7. Jänner 2003, S 8VN Tageszeitung, Kultur
26. Juni 2003, D4der Standard Tageszeitung
20. November 2002, S 10der Standard Tageszeitung
21. November 2002, S 12TypoGraphic 56, ISTD Journal London
SMS WOT R U TRYNG 2 SAY ?
TypoGraphic 55, ISTD Journal London
Study and practice of applied design
VN Tageszeitung, Kultur
22/23. Mai 1999, D10Vision Plus Monograph
15 D/E, ISBN 3-901816-15-1Information Graphics
1998, S 44-45, Hermann Schmidt Mainz VerlagDesign Austria Sonderausgabe Joseph Binder Award
1996, S 7BOOM! Magazin
1996, November, S 116Who’s Who in Graphic Design
1994, S 38-39, WerdverlagNEUE Tageszeitung
20. Jänner 1990, CoverFarbe & Fläche
ISBN 3-900364-05-2Plakatives Grafik-Design der 80er Jahre aus Österreich Magazin
90er Box Magazin
1990, S 52-53novum gebrauchsgrafik Magazin
1990, S 26-33Theaterzeitung Stadttheater St.Gallen
Spielzeit 90/91 Nr. 1Theaterzeitung Stadttheater St.Gallen
Spielzeit 90/91 Nr.6Designjournal
Number 25, März/April, S 66-67KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
April 1989, S 26Vbg’s Grafik Design
Ausstellungskatalog
novum gebrauchsgrafik Magazin
1989, S 45Grafik Design Bodensee – Plakat Ausstellung
Ausstellungskatalog