Alterszentrum Kloster Ingenbohl
Zwischen Berg und See
Titel | Alterszentrum Kloster Ingenbohl |
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Jahr | 2024 |
Kunde | Kloster Ingenbohl |
Architektur | Boltshauser Architekten |
Produktion | Grafe AG |
Ohne Berührungsängste oder plumpe Effekthascherei verschafft der blockartige Neubau von Boltshauser Architekten an der Hangkante des Klosterhügels dem Baubestand ein modernes Gepräge. Die vertikale Ebene lebt von der markanten Schichtung des Bauwerks in Geschossen über dem Plateau und den teilweise sichtbar im Hügel verankerten Untergeschossen. Durch seine privilegierte Setzung auf dem Plateau ergaben sich zwei beinahe komplementäre Blickachsen: im Osten die Bergen, im Westen der Vierwaldstättersee. Das Gestaltungskonzept für die Wegfindung im Haus basiert auf diesem Gegensatzpaar und nutzt die Semantik der Worte »Berg« und »See« zur Orientierung in der Hauptausrichtungen des Hauses.
Subtil werden die Bedeutungen in der Typografie und Satzanordnung weitergespielt. Während die dem See zugeordneten Ziffern, Zeichen und Buchstaben wie Gefäße ausgehöhlt sind, bleiben die auf die Bergseite verweisenden Lettern geschlossen und körperhaft. Bei den zweizeilig gesetzten Stockwerksinformationen steht der Begriff »Berg« oberhalb, der Begriff »See« dagegen unterhalb der Zahlenreihe für die jeweilige Raumnumerierung.
Für die Bezifferungen und Beschreibungen wurde eine hochwertige Typefamily mit unterschiedlichen Schriftschnitten – von der klassizistischen Antiqua mit kräftigen Versallettern bis zur serifenlosen Linear-Antiqua – ausgewählt und flexibel angewendet. Der Würde des über 150 Jahre alten Frauenordens soll genauso Rechnung getragen werden wie den Anforderungen der Lesbarkeit und einer zeitgemäßen Ästhetik. Um die Sprache der Architektur aufzunehmen, ordnet sich die Materialisierung dem baulichen Farb- und Materialkanon unter. Die Lettern der Außenbeschriftung auf den Trasskalkfassaden sind in Eisen sandgestrahlt und feuerverzinkt und im Inneren auf verschiedenem Grundmaterialien in farblosem, mattiertem Akrylglas ausgeführt. Die typografische Anordnung zeigt Ruhe und Gelassenheit. Auch die Plandarstellung für die Standortidentifikation und Gesamtorientierung überrascht durch ihre Aufgeräumtheit und Schmucklosigkeit. Es ist wie ein tabellarisches Satzbild, das durch seine Gestaltung mit Linien fast von selbst zum Raumschnitt des Gebäudes mutiert, aber gleichzeitig die erforderliche Übersicht und Orientierung leistet.