Titel Konstruktive Provokation
Jahr 2004
Wissenschaftliche Leitung, Konzeption Otto Kapfinger
Kuratorin Marie-Hélène Contal (ifa)
Szenografie Adolph Stiller
Portalfotografien Ignacio Martínez
"Konstruktive Provokation" versucht die vor Ort erlebbare Dichte an zeitgenössischer Architektur in Vorarlberg im Rahmen einer Ausstellung nachvollziehbar zu machen und der häufig gestellten Frage nach dem "Wie ist das möglich?" auf den Grund zu gehen. Sie beschreibt Architektur nicht als Extrakt, sondern als Bestandteil einer lebendigen Baukultur in ihren technischen, gestalterischen, gesellschaftlichen, ökologischen, handwerklichen und persönlichen Aspekten. Statt Arbeiten einzelner Architekten hervorzuheben und mit Modellen und Plänen einzelne Gebäude zu erläutern erzählt die Ausstellung von den Wurzeln und dem Wachsen einer breiten Bewegung, die den Entstehungsprozess qualitätsvoller Architektur ermöglicht. "Vom Gerücht zum Mythos: So könnte man die letzten Dekaden der Vorarlberger Architektur bezeichnen." Dietmar Steiner Die Ausstellung besteht aus einer Serie thematischer Einstiegsportale. Verschiedene Leseebenen erlauben es dem Besucher, von einem allgemeinen Einblick zum tieferen Eintauchen in die Thematik überzugehen. Die erste Ebene zeigt Fotografien von Ignacio Martínez auf den Fronten der Kuben; kurze Texte ergänzen und erläutern das Gezeigte. In einer zweiten Ebene bieten ausziehbare Schau-Laden und Wandelemente Einblick in weitere Details und Architekturen zur jeweiligen Materie.
Titel zuschnitt
Jahr 2000
in Kooperation mit Roland Jörg, Reinhart Morscher
Anwendungsbereich Label der Fachzeitschrift, national AT
Herausgeber proHolz Austria

Für die Fachwelt der »planenden Gesellschaft« entwickelte proHolz mit Unterstützung von Vermittlungsexperten eine periodisch erscheinende Fachzeitschrift als neues Flagship-Medium. Das Atelier Andrea Gassner konzipierte Layout und Magazinkonzept, ist Mitglied des Editorialboards, gestaltete und betreut von Beginn an jede Ausgabe in enger Zusammenarbeit mit Herausgeber und Redaktion. Am Anfang stand die Namensgebung. Der Arbeitstitel lautete »Holzbaumagazin«. Und, genau so sollte die Fachzeitschrift nicht lauten. In einem Workshop entwickelten as Gestalterteam gemeinsam mit Herausgeber und Experten den Magazintitel »zuschnitt«. Der dabei beteiligte Architekturtheoretiker WM Chramosta schrieb dazu: »Zuschneiden meint gemeinhin eine unterscheidende, durch Teilen erleichternde, oft auch vergnügliche Tätigkeit. Man kann sie als Trennarbeit auffassen: im Stofflichen, um organisch Gewachsenes, das zu lang, zu üppig oder zu regellos geworden ist, einzugrenzen; im Gedanklichen, um geistig Gewachsenes, das zu unübersichtlich und zu missverständlich geworden ist, aufzuklären…« Der Name »zuschnitt« vermeidet Worte wie »Holz«, »Bau« oder »Architektur«. Er erzählt dennoch von Holz, Bearbeitung, Serie, Maßform. Sprachliche Aspekte sind die Beschleunigung des Wortes am Anfang durch das »Z« und die zwei stoppenden Buchstaben am Wortende. Das Mittelfeld wirkt dadurch als Resonanzraum für beide Vokale.

Titel McAngel
Jahr 2002
Es hat den Anschein, dass für meine Generation Religion nicht mehr aktuell ist. Eigenartig ist jedoch, dass religiöse Bilderwelten über verschiedene Schleichwege des Kommerzes und des Konsums zu uns zurückkommen. Dieser Phänomen ist interessant. Der Inbegriff religiöser Vorstellungswelten ist für mich das Paradies. Im Paradies geschehen Dinge, die wir nicht sehen und nicht beweisen können, an allem Paradisischen haftet ein großer Pathos. Dieser Pathos findet sich wieder im Ritual, in der Architektur der Religion und in dem weltlichen Ebenbild Gottes. Die Gewänder der Priester und Politiker, die Gemächer der Bischöfe und Präsidenten, die Paläste der Päpste und Bosse sind immer übertrieben schön und symbolisieren immer dasselbe: Glanz und Glorie. Mich interessiert, mit welchen visuellen Mitteln und Werten Besitz, Reichtum, Macht und Glorie kommuniziert werden. Die Zeichen- und Symbolsprache der Kirche hat auf uns reale Auswirkungen, sie steuert unsere Gefühle und fordert auf zur Hingabe oder auch zur Ablehnung. Ich fühle oft Ehrfurcht, wenn ich in eine Kirche gehe. Erhabenheit vermittelt mir aber auch ein schöner Kulturpalast oder ein stolzes Regierungsgebäude. Beim genauen Betrachten sind beide visuellen Sprachen, die der Religion und die des Kapitals, einander ähnlich und dennoch unterschiedlich. Sie beeinflussen uns auf eine Art und Weise, die wir zumeist bewusst gar nicht wahrnehmen. In meiner Forschung entdeckte ich viele Ähnlichkeiten in der Repräsentation des Göttlichen und des Reichtums. Kirche und Kapital arbeiten vielfach mit den gleichen Mitteln – das Heilige wird kommerzialisiert und der Markt wird vergöttlicht. Christus hat vergeblich die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieben. Religion bedient sich der Mittel des Marketings und der Werbung. Und umgekehrt: die Werbung übernimmt religiöse Bilder und verspricht auch Erlösung und Ekstase. Meine Arbeit brachte mich zum Weiterdenken über das Thema Religion und Geld. Religion gibt meinem Leben eine transzendentale Dimension – eine Art Traumwelt, die in einer offenen Beziehung zur Idee Gottes steht. Zwischen der Vorstellungswelt des Göttlichen hier in Holland und der mir vertrauten entdeckte ich einige Unterschiede. Darauf genauer einzugehen wäre die Arbeit eines Wissenschaftlers, nicht die einer visuellen Gestalterin. Wichtig für mein Thema scheint mir folgender Aspekt: Die hier in Holland durch die Reformation und den Kalvinismus geprägte Idee von Gott, ergibt ein rationaleres, eher flacheres und mehr textlich orientiertes Bild – das Mysterium wird dadurch verringert oder sogar verdrängt. Die österreichische Vorstellungswelt des Göttlichen hingegen ist beeinflusst von der Gegenreformation und dem Barock. Dadurch entsteht eher ein absolute Welt, ein erhabenes Gottesbild – Gott steht über allem. Zielsetzung des Projektes Mit verschiedenen kurzen Bildgeschichten möchte ich einige Beziehungen zwischen religiösen und materiellen Werten zeigen. Ziel ist es, die Selbstverständlichkeit von bestimmten visuellen Werten, Schemen und Vorstellungen zu hinterfragen. Lösung und Verbindung zweier Sprachen Über die Verbindung von religiösen und weltlichen Bildern schreibt Otl Aicher: Da die internationale Kirchensprache Latein für die Laien der europäischen Nationen unverständlich war, wurden ihnen die religiösen Inhalte durch ikonographisch standardisierte Bilder mitgeteilt. Eine radikale Verdichtung und Vereinfachung der ikonographischen Darstellungen zu Piktogrammen tauchen aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Die religiöse Bildsprache kommunizierte damals die globale Sprache der christlichen Welt; heute sind es Piktogramme, Zeichen und Symbole die uns führen und prägen. In meiner visuellen Arbeit versuche ich die zwei Sprachen aufeinander zu beziehen. Dabei sollen Bilder der Religion und Bilder der heutigen Welt unmittelbar aufeinander treffen. Charakteristisch für Religionen ist ihre starke geistige Vorstellungswelt mit Ideen, Bildern und den Vorschriften zu deren Handhabung. Diese Bilder möchte ich mit der Piktogramm-Sprache von heute verknüpfen. Die Sprache der Piktogramme, konstruiert mit harten Konturen greift u.a. zurück auf die christliche Ikonographie. Dabei handelt es sich um ein Zusammentreffen von ganz verschiedenen aber gleichermaßen prägnanten Zeichen und Symbolen. Meine Forschung startete ich spielerisch und semiotisch. Ich transformierte verschiedene Symbole und deren Wertigkeiten zum Thema Geld und Religion. Dann versuchte ich die visuellen Welten der Religion und des Geldes einander gegenüber zu stellen. Ich besuchte zwei Casinos und zwei Kirchen, interviewte deren Repräsentanten und verglich die Eindrücke und Aussagen in Hinblick auf mein Thema. Danach suchte ich nach einem Ort, in dem beide Welten verknüpft sind. Ich besuchte eine Ausstellung, in der man alle möglichen Religionsprodukte bewundern und kaufen konnte. Dort spürte ich wie sehr Religion kommerzialisiert ist. Dieses Erlebnis und meine Recherchen in Religionskatalogen im Internet brachten mich zum Nachdenken über die Werte der Religion und letztendlich zu den Inhalten meiner Abschlussarbeit. Schlussfolgerung Gott ist tot, Glanz und Glorie leben weiter; nur auf anderen Schauplätzen. Das »Corporate Design« Gottes wechselt seinen Träger und kleidet nun eine kommerzielle materialistische Welt. Konsumieren füllt die Lücken und die Leere nicht. Persönliches · Motivation Ich bin aufgewachsen in einer Gestalter-Familie im Westen Österreichs in Vorarlberg. Heute weiß ich, dass das schöne Wohnen mitten im Grünen und in den Bergen mich stark beeinflusst hat. Als Kind spielten Phantasie und Träume eine wichtige Rolle. Oft nahm mich mein Vater mit ins Grafik-Studio und ich verbrachte die Zeit mit malen. Mit fünfzehn Jahren entschied ich mich die Schule für Gestaltung in St. Gallen (CH) zu besuchen. Der »Schweizer Stil« in der Gestaltung wurde mir in diesen fünf Studienjahren vertraut. Die Gestaltung in der Schweiz ist reduziert und präzis. Die holländische Gestaltung empfand ich im Gegensatz dazu eher offener und freier. Dieser Kontrast war für mich ein Grund, in Holland mein gestalterisches Tun und Denken weiterzubilden. Ich suchte auch etwas Distanz zu meiner Familie, um meine Identität zu entwickeln und zu fördern. Hier in Holland veränderte sich meine Sichtweise über mein Zuhause. © Andrea Redolfi