Titel Woodpassage Almsee
Jahr 2024
Kunde proHolz Austria; proHolz Bayern; Lignum Schweiz
Produktion Fetz Holzbau Gmbh, Egg; Mader Werbetechnik, Lauterach
Planung TU München Hermann Kaufmann, Maren Kohaus

Im Wald wächst der Baum - aus dem Baum wird Holz - aus dem Holz entsteht das Haus.

Diesen Prozess trägt die „woodpassage" einprägsam in die Zentren Europas mit einer Skulptur aus Holz im Aussenraum. Sie vermittelt mit einfachen piktogrammatischen Zeichen in vierzig Stufen die Transformation vom der Tanne zum Haus. Diese Umformung stellt das Atelier Andrea Gassner wie aus großen Holzblöcken herausgeschnitten dar, Scheibe für Scheibe. So entsteht eine sinnlich erlebbare »woodpassage« aus vier Holztoren in 4.32 m Breite, 4.32 m Höhe und gesamt 8.65 m Länge. Sie vermittelt in der Fernerkennung eine starke, dreidimensionale Botschaft. Im Durchschreiten der feierlich beleuchteten Passage dient sie als spielerisches Sprachrohr für die ökologischen Vorzüge konstruktiver Holznutzung. Der Wald schafft gutes Klima und die Ressource Holz. Die Forstwirtschaft sichert durch nachhaltige Bewirtschaftung den Lebensraum Wald und die Verfügbarkeit von Holz. Die Waldfläche in Europa wächst täglich um 1.500 Fulballfelder. Nur zwei Drittel des Zuwachses werden tatsächlich genutzt. Holz ist verfügbar und eine Chance zur Ressourcenwende. In den Bausektor fließen rund 40% aller Ressourcen. Die Verwendung von Bauprodukten aus nachwachsenden Rohstoffen spart und sichert Ressourcen für die Zukunft. Für den Bau dieser

4 Tore wurden ca. 13 Kubikmeter Holz gebraucht. Diese Menge wächst in Europas Wäldern in

1/ 2 Sekunde nach. Bauen mit Holz schont unser Klima. Die Photosynthese der Bäume bindet in 1 Kubikmeter Holz 1 Tonne CO2. Holzbauten verlängern den Kohlenstoffspeicher und entlasten damit das Klima nachhaltig. Im Holz der »woodpassage« sind etwa 13 Tonnen CO2 auf Dauer gebunden. Das entspricht dem Schadstoffausstoß eines PKWs in 8 Jahren. Die begehbare Installation macht diese Transformation sinnlich erfahrbar. Holz ist nachhaltig verfügbar. Bauen mit Holz schont die Ressourcen und schützt unser Klima.

Titel Alterszentrum Kloster Ingenbohl
Jahr 2024
Kunde Kloster Ingenbohl
Architektur Boltshauser Architekten
Produktion Grafe AG

Ohne Berührungsängste oder plumpe Effekthascherei verschafft der blockartige Neubau von Boltshauser Architekten an der Hangkante des Klosterhügels dem Baubestand ein modernes Gepräge. Die vertikale Ebene lebt von der markanten Schichtung des Bauwerks in Geschossen über dem Plateau und den teilweise sichtbar im Hügel verankerten Untergeschossen. Durch seine privilegierte Setzung auf dem Plateau ergaben sich zwei beinahe komplementäre Blickachsen: im Osten die Bergen, im Westen der Vierwaldstättersee. Das Gestaltungskonzept für die Wegfindung im Haus basiert auf diesem Gegensatzpaar und nutzt die Semantik der Worte »Berg« und »See« zur Orientierung in der Hauptausrichtungen des Hauses. 

Subtil werden die Bedeutungen in der Typografie und Satzanordnung weitergespielt. Während die dem See zugeordneten Ziffern, Zeichen und Buchstaben wie Gefäße ausgehöhlt sind, bleiben die auf die Bergseite verweisenden Lettern geschlossen und körperhaft. Bei den zweizeilig gesetzten Stockwerksinformationen steht der Begriff »Berg« oberhalb, der Begriff »See« dagegen unterhalb der Zahlenreihe für die jeweilige Raumnumerierung.

Für die Bezifferungen und Beschreibungen wurde eine hochwertige Typefamily mit unterschiedlichen Schriftschnitten – von der klassizistischen Antiqua mit kräftigen Versallettern bis zur serifenlosen Linear-Antiqua – ausgewählt und flexibel angewendet. Der Würde des über 150 Jahre alten Frauenordens soll genauso Rechnung getragen werden wie den Anforderungen der Lesbarkeit und einer zeitgemäßen Ästhetik. Um die Sprache der Architektur aufzunehmen, ordnet sich die Materialisierung dem baulichen Farb- und Materialkanon unter. Die Lettern der Außenbeschriftung auf den Trasskalkfassaden sind in Eisen sandgestrahlt und feuerverzinkt und im Inneren auf verschiedenem Grundmaterialien in farblosem, mattiertem Akrylglas ausgeführt. Die typografische Anordnung zeigt Ruhe und Gelassenheit. Auch die Plandarstellung für die Standortidentifikation und Gesamtorientierung überrascht durch ihre Aufgeräumtheit und Schmucklosigkeit. Es ist wie ein tabellarisches Satzbild, das durch seine Gestaltung mit Linien fast von selbst zum Raumschnitt des Gebäudes mutiert, aber gleichzeitig die erforderliche Übersicht und Orientierung leistet.

Titel Signaletik als spielerisch pädagogische Interaktion
Jahr 2023
Kunde Amt der Stadt Feldkirch – Hochbau; Bmst. Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Hafner
Architektur Querformat ZT
Produktion Mader Werbechtnik, MGT Mayer Glastechnik, Hartmann Fensterbau, Huber Schriften Muntlix
Wenn ein Schulgebäude im Sinne der Kennzeichnung und Orientierung beschriftet werden soll, liegt neben den Anforderungen für die Signaletik, das erzählerische Spiel mit Buchstaben nahe; lernen doch die Kinder in diesem Haus erst richtig lesen und schreiben. Für den Neubau der VS Altenstadt verwebte das Atelier Andrea Gassner die signaletische Gestaltung buchstäblich mit der Architektur und ihren haptisch, naturbelassenen Materialien. Zu sehen sind Buchstaben, lasergeschnitten in massivem Eschenholz, als bunte Polstermöbel und als leuchtend gelbes Plexiglas mit zauberhaften Farbreflexionen – direkt zwischen der Mehrfachverglasung. Basierend auf der Lernmethodik des Schreibens entwickelte das Atelier eine eigene Schrift. Die schön geformten Versalien sind entsprechend den Schwungbewegung dieser Methotik in zwei Elemente aufgeteilt. Das Spiel mit den Formen der Buchstaben wird besonders bei den Sitzmöbeln im großen Lichthof wirksam. Die Polster zum Lümmeln, Sitzen und Turnen entschlüsseln sich, von den oberen Stockwerken aus betrachtet, als Worte, gebildet aus den Buchstaben für »PAUSE« und »INSEL«. Das Mobiliiar darf umgestellt und neu angeordnet werden. Dann entstehen daraus Anagramme mit ganz neuen Wortschöpfungen. Die fast wandhohen Versalien an den Außenfassaden bieten neben der bunt leuchtenden Fernerkennung zusätzlich einen wirkungsvollen Anprallschutz. Wie ornamentale Wandgrafiken wirken die Wortwolken bei den Eingängen der Klassen. Die Kolumnen mit übereinander angeordneten Zahlen und Buchstaben bei den Eingangstüren zu den Klassenräumen sind ein einfaches Stecksystem zur variablen Raumbeschriftung. Das alles dient der Orientierung und Wegleitung am und im Haus, aber darüber hinaus bewusst einer spielerischen, pädagogischen Interaktion und Wahrnehmung. Das Atelier Andrea Gassner ist mit dieser Gestaltung kreativ und interdisziplinär unterwegs: Zwischen Raum und Grafik, zwischen Systematik und Design, zwischen Spiel und Didaktik.
Titel Den Weg bregreifen
Jahr 2023
Kunde Gemeinde Widnau
Architektur Cukrowicz Nachbaur Architekten
Produktion Peter Andres, Paul Zellweger AG, Kurt Seiwald
In Institutionen (wie zB. Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kindergärten) wo das kognitive Verhalten eingeschränkt ist aus unterschiedlichen Gründen ist die emotionale Ebene bedeutend. Immer auf der Suche nach neuen Antworten auf die Frage, wie uns gutes Design berühren kann, bearbeitet das Atelier Andrea Gassner in der Signaletik derzeit einen spannenden Ansatz. Die Haptik – im Produktdesign Pflicht – scheint dort Stiefkind zu sein. Doch für die Gestalterin sind visuelle Leitsysteme mehr als Markierungen, mehr als pure Verortung im Raum. Es gibt auch eine intuitive Orientierung, die auf einer emotionalen Ebene wirkt. Dies wird bei Orientierungssystemen oft unterschätzt oder sogar ignoriert, so Andrea Gassner. In einem laufenden Projekt zur Bedeutung der Signaletik in Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen mit Demenz und Sehbehinderung wird in enger Zusammenarbeit mit den Architekten Cukrowicz Nachbaur die Wirkung und Bedeutung von Sinnesreizen zur Orientierung im Raum thematisiert: Was bleibt, wenn Sehen, Hören und Erkennen schwinden? Wie können wir den alten Menschen mehr Sicherheit und Orientierung geben? Ziel ist es, ein neues Leitsystem zu entwickeln, das den Tastsinn ansprechen soll. Unterschätzt wird der Einfluss der Haptik in der Signaletik. Über die Haut sind wir permanent in Kontakt zur Außenwelt. In unsere Studie mit alten Menschen, darunter demente und Menschen mit Sehbehinderungen untersuchten wir, wie wir mit einem Spürangebot in der Signaletik die Menschen unterstützen. Das Ziel ist nicht nur den kürzesten Weg zu zeigen, unser Ziel ist es, den Weg zu begreifen. Damit wir die Welt begreifbar machen, erarbeiten wir in unserer Signaletik eine zweite Ebene und verbinden die kognitive mit der emotionalen Ebene. Nichts emotionalisiert und überzeugt uns mehr als das, was wir mit unseren eigenen Händen begreifen und uns mit unseren Fingerspitzen erfahrbar machen können. Gemeinsam mit den alten Menschen im Haus untersuchten wir verschiedene Holzarten, Oberflächen und Formen. Aus der Studie entwickelten wir Handläufe, die helfen sich in den verschiedenen Stockwerken und Gebäudeteil zu orientieren. In der Produktion wurden die Handläufe von Hand gedrechselt und in Form gebracht. Die Strukturen wirken durch das Handwerk lebendig und es ist jeder Laufmeter einzigartig.
Titel Elegant, massiv, atmosphärisch
Jahr 2023
Kunde Roger Bolthauser
Photographer Luca Ferrario
Zusammenarbeit Boltshauser Architekten, Zürich
Kuratoren Boltshauser Architekten in Zusammenarbeit mit Andrea Gassner
Produktion Schlosserei Kalb, Dornbirn; Mader Werbetechnik, Lauterach

Die Architektur für den Ofenturm von Roger Boltshauser ist durch seine Proportion und Materialisierung für sich selbst schon ein Schauobjekt. Im Inneren wird die besondere Atmosphäre von dem schmalen und tiefen, nach oben fliehenden Raum zusätzlich verstärkt und wirkt wie eine enge Felsschlucht. Die massiven, hohen Wände sind aus gestampftem Lehm, das Eingangstor und die gegenüberliegende Wendeltreppe aus rohem Eisen. Die Dramaturgie der Ausstellungselemente soll sich, ohne mit dem Ensemble zu wetteifern, eigenständig in das kraftvolle Bauobjekt einfügen. Für wechselnde Ausstellungen in diesem Raum sieht das Gestaltungskonzept schlanke Paneele mit jeweils drei übereinander gestapelten Bildflächen vor. Die untere Tafel ist an die Wand gelehnt, die mittlere senkrecht zur Wand gesetzt und die obere nach vorne geneigt. Selbst bei geringem Betrachtungsabstand ermöglicht diese Faltung gute Sichtwinkel zu den einzelnen Bildflächen. Die Texte stehen visavis, auf kleineren aber ähnlich geformten Falttafeln. Auch hier dienen die unterschiedlichen Schrägen der Lesbarkeit und schaffen einen Wiederhall zu den drei, sechs Meter hohen Schautafeln. Nur vorsichtig, aber mit der ihnen eigenen Selbstverständlichkeit und Funktionalität greifen diese Ausstellungselemente in den Raum und werden so zum Teil einer umfassenden Szenografie.

Titel Antoniushaus Feldkirch
Jahr 2023
Kunde Antoniushaus Feldkirch
Photographer Cornelia Hefel
Zusammenarbeit Zumtobel Leuchten, Kalb Metallbau
Das Antoniushaus Feldkirch ist seit über 120 Jahren ein Ort der Kreuzschwestern. Es ist heute ein Haus der Generationen mit Schwesternkonvent, Kindergarten, Alters-, Wohn- und Pflegeheim. Das Atelier gestaltete im Jahre 2013 im Zuge der Revitalisierung und Erweiterung des Hauses die Signaletik und Glasgrafiken zum Sichtschutz. Um den Zugang besonders zu markieren, erhielt das Atelier Andrea Gassner nun den Auftrag für die Gestaltung eines passenden Elements. Referenzen für den Entwurf waren das Logo und die Leitbilder der internationalen, franziskanischen Ordensgemeinschaft. Das bestehende Logo bildet eine Kreuzform mit schlanken Öffnungen in einem Quadrat. Das Kreuz ist hier Sinnbild der Kreuzschwestern. Die dreidimensionale, in die Höhe wachsende Kreuzform auf dem Grundriss des Logos vermittelt einen neuen, skulpturalen Ausdruck des bestehenden Symbols. Dort wo die vier Stahlecken zusammentreffen, entstehen Öffnungen ins vertikale Innere. In der Dämmerung und Nacht leuchten aus diesen Öffnungen Lichtstreifen, somit erweitert sich die Skulptur nach außen und am Boden. Der Gründer des Ordens P. Theodosius Florentini prägte das Leitwort »Was Bedürfnis der Zeit, ist Gottes Wille.« Dieser Satz findet sich auf Augenhöhe in den Innenräumen der Kreuzform. Die Antiquaschrift »Swift« mit ihren gestreckten Serifen und ausgeprägten Buchstabenformen bilden den passenden Kontrast zum rostig, rauen Untergrund in Cortenstahl.
Titel Roger Boltshauser, Response
Jahr 2023
Kunde Roger Boltshauser
Photographer Luca Ferrario, Thomas Fütterer
Zusammenarbeit Boltshauser Architekten, Zürich
Kuratoren Boltshauser Architekten in Zusammenarbeit mit Andrea Gassner
Austellungsdauer 2. März bis 23. April 2023
Mit der grafisch-szenografischen Gestaltung seiner Ausstellungen und Prints betraute Roger Boltshauser das Atelier Andrea Gassner. In seiner Arbeit spinnt das Atelier diese Interferenz zwischen Architektur und Kunst weiter. Beispielsweise ziert das Cover der gut 500 Seiten starken Monografie «Roger Boltshauser» kein plakatives Architekturbild, sondern eine seiner dominanten Skizzen. Diese Skizze schlägt den Bogen zu den Ausstellungen über Roger Boltshausers Schaffen: 2021 wurde die Monografie – herausgegeben von Martin Tschanz und bereits vergriffen – in der Architektur Galerie in Berlin präsentiert, ebenso diverse weitere Skizzen. In der Ausstellung der Galerie d’Architecture in Paris 2022 verwandelte wiederum diese Skizze den Eingang in eine raumgreifende, begehbare Zeichnung. Architekturmodelle standen wie Skulpturen auf mächtigen schwarzen Podesten. Skizzen und Pläne waren über die immer gleichen tiefen Holzrahmen miteinander verbunden, ebenso wie durch eine wandfüllende Hängung. In einem filigranen Metallregal schafften ausgesuchte Materialproben die Verknüpfung vom Dargestellten mit der Materie. Die Pariser Schau wandert nun, wenn man so will, weiter in die Architekturgalerie am Weissenhof in Stuttgart. Aber es werden nicht einfach die Fotografien hier abgehängt und dort wieder aufgehängt, die Modelle und die Lehmmuster gezügelt. Nein, es wird weitergebaut. Schicht um Schicht, Stuttgart auf Paris auf Berlin, die Orte selber werden Teil der Geschichte und der Entwicklung von «RESPONSE». In Stuttgart zeigen die grossformatigen Bildtafeln Fotografien der Fotografien aus der Galerie d’Architecture in Paris.Aber nicht nur die Fotografien dokumentieren die vorhergehenden Ausstellungen, auch die Modelle, Skizzen und Pläne erweitern und bereichern die nachfolgende Ausstellung jeweils schichtartig mit neuen Inhalten und Sichtweisen. Und natürlich die Texte.